Lebensmittel im Dauerfokus: VIVATIS fordert mehr Objektivität und weniger Populismus
Wien, 04. Oktober 2023: Trotz einer gewissen Entspannung bei den Rohstoffpreisen seit Kriegsausbruch in der Ukraine, sind die Mehrbelastungen, die die VIVATIS Holding AG zu stemmen hat, enorm. Der mediale und politische Populismus in Österreich, der die ganze Preisthematik bei Lebensmitteln noch verschärft, belastet zusätzlich, ebenso wie der eklatante Arbeitskräftemangel.
Die Lage in Österreichs Lebensmittelindustrie ist auch mehr als 1,5 Jahre nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts anhaltend angespannt. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die Preisentwicklung in den wichtigsten Einkaufmärkten. Durchschnittlich über alle Produktbereiche (gewichtet) verzeichnet man zwar in der VIVATIS-Gruppe einen Kostenrückgang von 12% gegenüber 2022, bezogen auf das Vorkrisenniveau im Jahr 2019 jedoch noch immer eine Steigerung von 41%. Im Sektor Energie steht einem Rückgang von 49% vs. 2022 eine Steigerung von nach wie vor +170% vs. 2019 gegenüber. Weiterhin im Steigen sind die Logistik- bzw. Transportkosten. Gegenüber 2022 verzeichnet man hier ein Plus von 7%, vs. 2019 sogar +26%. Bei den Rohstoffen steht einer Senkung von 10% vs. 2022 ein Anstieg von 40% vs. 2019 gegenüber. Vor allem Fleisch, Geflügel, Eiprodukte, Zucker sowie Kartoffeln inkl. Stärke sind weiterhin extrem hochpreisig. Nicht zu vergessen die Verpackungen, deren Kosten sich gegenüber 2022 zwar um 20% reduziert haben, aber immer noch um 21% teurer als 2019 sind. Für das Jahr 2023 rechnet VIVATIS mit Mehrkosten im Ausmaß von rund 170 Millionen Euro, die weitergegeben werden müssen, um betriebswirtschaftlich agieren zu können. Nichts desto trotz bleiben 20 Millionen am Unternehmen hängen.
„Auch wenn sich auf Kostenseite (Rohstoffe) eine gewisse Entspannung eingestellt hat, sind diese nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau – einem wesentlich höheren als früher. Diese Mehrbelastung zu stemmen ist eine tägliche Herausforderung. Der mediale und politische Populismus in Österreich, der die ganze Preisthematik bei Lebensmitteln noch verschärft, kommt erschwerend hinzu. Denn obwohl Lebensmittel nur rund 10% des durchschnittlichen Haushaltseinkommens ausmachen, sind sie medial im Dauerfokus. Bei Freizeit- und Urlaubsaktivitäten, Mobilität (KFZs), Telefonie oder Lotterie gibt es keinen oder wenig Aufschrei bei Teuerungen, obwohl es die dort genauso gibt bzw. die Steigerungen mitunter noch viel höher ausfallen”, ärgert sich Mag. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender VIVATIS Holding AG, über die fehlende Objektivität und das überproportionale Lebensmittelpreis-Bashing.
Einseitiger Fokus
Auch das nach wie vor fehlende Bewusstsein hinsichtlich der Wertigkeit von Lebensmitteln schmerzt. Denn in der Debatte um die gestiegenen Preise bleiben die Unmengen, die jährlich im Müll landen, meist unangesprochen. Aber gerade in diesem Bereich könnte viel eingespart werden. In Österreich landen jährlich bis zu 1 Mio. Tonnen (Quelle: Land schafft Leben 2022), das sind rund 116 kg pro Person pro Jahr, in der Mülltonne. Das entspricht einem Wert von 800 - 1.000 € pro Jahr pro Haushalt.
„Wir unternehmen als Konzern große Anstrengungen und es kostet uns auch viel Geld, um unsere qualitativ hochwertigen Lebensmittel in Österreich mit besten Rohstoffen unter besten Bedingungen produzieren zu können. Wenn man dann daran denkt, dass ein namhafter Teil dieser wertvollen Erzeugnisse dann einfach unüberlegt weggeschmissen wird, da blutet einem das Herz, angesichts dieser Geringschätzung. Da stecken so viel Einsatz, Leidenschaft sowie beste Rohstoffe dahinter. Leider sind immer nur die Lebensmittelpreise im Fokus, nicht aber die Unmengen, die jährlich im Müll landen. Hier sind ein generelles Umdenken und viel Aufklärungsarbeit notwendig!“
Dass sich die Menge an Lebensmittelabfällen dank guter, vorausschauender Planung und zahlreicher
zusätzlicher Initiativen reduzieren lässt, zeigt sich bei vielen Projekten in der VIVATISGruppe, die seit Jahren erfolgreich umgesetzt werden. Ebenso wie die Erkenntnis, dass die dazu notwendige begleitende Information zielgruppenadäquat erfolgen muss, idealerweise schon ab Kindesalter. Genau aus diesem Grund setzt das Tochterunternehmen GOURMET, Marktführer in der Gemeinschaftsverpflegung (über 2.700 Schulen und Kindergärten werden beliefert), auf eine
laufende Optimierung der Portionsgrößen und Buffet-Formate beim Kindergarten- und Schulessen sowie portionsgenaues Kochen im Business à la Carte Service. Sollte dennoch etwas übrig bleiben, dann stellt GOURMET dieses seinen Mitarbeiter:innen bzw. unterschiedlichen Sozialmärkten kostenlos zur Verfügung. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Initiative „United Against Waste“ werden darüber hinaus ein regelmäßiges Monitoring der Lebensmittelabfallreste sowie Informationskampagnen zur Bewusstseinsbildung umgesetzt. Seit Anfang 2021 gibt es bei GOURMET eigene Food Waste Coaches, die in den zahlreichen Betriebsrestaurants in ganz Österreich unterwegs sind, und so kontinuierlich Aufklärungsarbeit bei Mitarbeiter:innen und Gästen leisten.
Den Trend nach kleineren Portions- und Verpackungsgrößen greift auch Tiefkühlexperte Weinbergmaier auf. Zusätzlich zu den bewährten Großpackungen wurden daher neu Mini-Knödel in der 6-Stück Packung ins Sortiment aufgenommen. Die reduzierte Packungsgröße ist ideal für kleinere Haushalte, Singles, Paare und Jungfamilien und sorgt dafür, dass die Produkte schneller und leichter aufgebraucht werden können. Die laufende Optimierung der Produktionslinien ist eine
weitere, wichtige Maßnahme zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung.
„Als Produzent hochwertiger Lebensmittel wissen wir um den finanziellen, technischen als auch menschlichen Einsatz und Aufwand, der erforderlich ist, um Qualitätsprodukte herzustellen. Wir begrüßen daher alle Initiativen, die es gibt, um Genussmittel vor der Mülltonne zu retten und tragen auch in unseren Reihen viel dazu bei. Wichtig ist auch, dass es nicht nur im Großen, sondern vor allem auch im Kleinen, d.h. in den einzelnen Haushalten zu einem Umdenken und einer Rückbesinnung auf den Wert von Lebensmitteln kommt“, so Gerald Hackl.
Wachstum trotz multipler Herausforderungen
Auch wenn die Rahmenbedingungen insgesamt einfachere sein könnten, hält VIVATIS an seiner Strategie, die ganz klar auf gesundes und qualitatives Wachstum ausgerichtet ist, weiter fest. An den Plänen, organisch als auch akquisitorisch weiterzuwachsen, wird daher nicht gerüttelt. Bester aktueller Beweis dafür ist der Kauf der ENIGMA Trading 2000 srl, einem etablierten, rumänischen Unternehmen im Bereich Non Food, das perfekt in die MARESI CEE Wachstums- und Portfolio-Strategie passt. Die Integration in die VIVATIS-Gruppe ist eine tolle Chance für beide Unternehmen, langfristig und nachhaltig sowie gesund und qualitativ weiterzuwachsen. MARESI hat in Rumänien bereits seit 2008 eine eigene Niederlassung und somit langjährige Erfahrung im Vertrieb international starker Non-Food Partnermarken – wie NUK, Dr. Beckmann, Salvequick oder Vademecum Zahnpasten.
"ENIGMA und MARESI verbindet der hohe Qualitätsanspruch und die jahrelange Kompetenz im Vertrieb namhafter Marken. Daher freuen wir uns besonders über das entgegengebrachte Vertrauen und die Möglichkeit, das Sortiment der ENIGMA Trading (Schwämme, Tücher, Frischhaltefolien, Müllbeutel, Einweg-Handschuhe uvm.) weiterführen zu dürfen. Die ENIGMA-Produktgruppen ergänzen das MARESI-Portfolio perfekt. Wir können durch diesen Zukauf die Rolle der
MARESI Austria GmbH, als eines der führenden, österreichischen Markenartikel-Unternehmen, weiter ausbauen. Zusätzlich zu großen Vermarktungs- und Vertriebs-Synergien setzen wir auf den zu erwartenden Kompetenz-Transfer im Bereich Produkt-Sourcing sowie auf das zu hebende Export-Potential der ENIGMA Produkte in den anderen 4 „MARESI-LÄNDERN“, erklärt Mag. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender VIVATIS Holding AG.
Nahezu im Endspurt befindet sich auch der Bau der Insektenzuchtanlage der ECOFLY GmbH in Andorf. Auf einer Produktionsfläche von 3.600 m² sollen mit Inbetriebnahme Ende des Jahres, jährlich, auf Basis landwirtschaftlicher Nebenprodukte, 2.400 t Fliegenlarven für die Futtermittelproduktion gezüchtet werden. Die Weiterverarbeitung der von ECOFLY produzierten Fliegenlarven zu den Endprodukten, Insektenmehl und -fett, übernimmt die PUREA Austria GmbH. Dank der jahrelangen Erfahrung in der Erzeugung hochwertiger tierischer Proteine und Fette, beispielsweise als Rohstoff für Tierfutter oder für die chemische Industrie, ist die PUREA Austria GmbH der ideale Partner für die Weiterverarbeitung. Dass mit Proteinen aus Insekten zudem auf ein absolutes Zukunftsthema gesetzt wird, freut alle Beteiligten ganz besonders.
Großes Wachstumspotenzial sieht VIVATIS auch bei der zum Tochterunternehmen GOURMET gehörenden GMS GOURMET Deutschland GmbH mit Sitz in Nürnberg. Ziel ist es, dort in den nächsten Jahren mittels Akquise um mehr als 50 Mio. Euro zu wachsen.
Bereits erfolgreich in Betrieb genommen wurde der neue DAILY Logistikstandort in Himberg, südlich von Wien mit Beginn dieses Jahres. Rund 40 Millionen Euro wurden in das moderne Tiefkühllager investiert. Dank der neuen Drehscheibe im Osten kann das dort wachsende Geschäft ideal abgedeckt und Millionen LKW-Kilometer eingespart werden.
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung aller geplanten Projekte ist letztendlich, dass in den einzelnen Bereichen und Unternehmen genügend Mitarbeiter:innen gefunden werden. Denn der viel zitierte Arbeitskräftemangel macht auch vor der VIVATIS-Gruppe nicht Halt. Konzernweit sind aktuell rund 200 Stellen vakant. „Der Arbeitskräftemangel trifft uns in einem immensen Ausmaß. Arbeiten muss wieder attraktiver werden und sich lohnen und die, die arbeiten wollen, müssen ordentlich davon leben können. Ohne eine „echte“ Reform ist die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr!”, warnt Gerald Hackl abschließend.
Über VIVATIS
Die VIVATIS Holding AG zählt mit mehr als 3.500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz in Höhe von rund 1,2 Mrd. Euro zu den größten rein österreichischen Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelbranche. Unter dem Dach der Holding mit Sitz in Linz befinden sich etablierte Markenartikelerzeuger ebenso wie spezialisierte Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. Klingende Namen wie Gourmet, Gerstner, Senna, Karnerta, FW Trading, Maresi, Knabber Nossi, Inzersdorfer, Himmeltau, Siggi, Toni Kaiser, Bauernland, Ackerl, Wojnar’s, Daily und Purea zählen zum umfassenden Markenprofil der Gruppe. Weitere Informationen unter: www.vivatis.at
ZAHLEN & FAKTEN
Umsatz 2022: rund 1,2 Milliarden Euro
Mitarbeiter: mehr als 3.500
Marken: 105 Eigen- und Partnermarken
Beteiligungen: 22,32% VOG Einfuhr und Großhandel mit Lebensmitteln
und Bedarfsgütern (Linz, Österreich) mit Marken wie Lenz Moser, Rapso